Einführungsvortrag zur Ausstellungseröffnung „Von
Böhmen in den Westerwald – Geschichte der Hadamarer
Glasbetriebe“ am 15. Mai 2022

Bemerkungen vorweg:

Sehr geehrte Damen und Herren,

gestatten Sie mir einige persönliche Bemerkungen vorweg, bevor ich auf das Thema der Ausstellung zu sprechen komme.

Als von Herrn Hofmann die Bitte an mich herangetragen wurde, den Einführungsvortrag zur Ausstellung zu halten, habe ich zuerst mit der Zusage gezögert und war erleichtert, dass mir eine Bedenkzeit zugestanden wurde. Als pensionierte Lehrerin für Deutsch, Englisch und Sozialwissenschaften, als Nichtfachfrau, hatte ich Skrupel, ja empfand ich es als anmaßend und vermessen, diese Aufgabe zu übernehmen angesichts der viel fachkompetenteren Glasexperten hier vor Ort, z.B. aus den Reihen der Lehrer der Hadamarer Glasfachschule.  Ich dachte auch an Harald Zumpe, der intensiv über die Geschichte der Hadamarer Glasbetriebe recherchiert und in vielen Gesprächen mit meiner Mutter Informationen eingeholt hat und der nun leider diese Ausstellung nicht mehr erlebt wegen seines überraschenden Todes im November. 

Bei längerem Nachdenken fand ich jedoch eine Reihe von Gründen, die dafür sprachen, dieser Bitte nachzukommen, und die meine anfänglichen Bedenken relativierten. Denn meine Familie hat viele Bezugspunkte zu dem Thema der Ausstellung, auf die ich an dieser Stelle nur hinweisen möchte, da ich sie an späterer Stelle aufgreifen werde.

  1. Die Rolle meiner Vorfahren, der Familie Pfohl, die in Nordböhmen seit sechs Generationen namhafte Glasveredler waren, selbstständige Meisterbetriebe leiteten und die mit den Familien Kreybich, Zahn und Palme zu den Pionieren des Glashandels in alle Welt gehörten. 
  2. Die Bedeutung meines Großvaters Alexander Pfohl, der für die Josephinenhütte als Leiter der Entwurfsabteilung tätig war und der in Haida an der Staatlichen Glasfachschule eine Professur für Entwurf und Glasgestaltung innehatte und in dieser Zeit eng mit den heimischen Glasraffinerien kooperierte. Und der nach der Aussiedlung nach Hadamar die Malerabteilung der Firma Meltzer aufbaute und die Hadamarer Glasfachschule mitbegründete und als künstlerischer Leiter und Lehrer Pionierarbeit leistete.
  3. Die Situation meiner Eltern, Brigitte Herrmann-Pfohl und Walter Herrmann, die die ersten Glasmaler der Firma Meltzer waren, später einen eigenen Glasveredlungsbetrieb gründeten, der als letzter Hohlglasveredlungsbetrieb bis 1991 existierte; die Lehrtätigkeit meines Vaters an der Hadamarer Glasfachschule und das Engagement meiner Mutter für die Aussöhnung zwischen Deutschen und Tschechen.

Auch wenn ich nicht die Glastradition meiner Familie fortgeführt habe und nicht aktiv kunsthandwerklich in der Glasindustrie tätig bin, so habe ich zumindest die Tradition des Lehrens weitergeführt. Und ich habe ein sehr großes Interesse am Werkstoff Glas, ja ich bin infiziert von der Leidenschaft für das Glas, seit mir meine Mutter zwei unschätzbar wertvolle Geschenke zu meinen runden Geburtstagen gemacht hat: eine Dokumentation der Glastradition der Familie, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht, und eine Dokumentation der Aussiedlung und des Neuanfangs in Hadamar.

Und ich empfinde es daher als Vermächtnis meiner Mutter, heute diesen Einführungsvortrag zu halten.

Aber ich möchte noch einmal betonen: Ich bin keine Glasexpertin. Ich stütze mich in meinen Ausführungen im Wesentlichen auf die von meiner Mutter erstellten Dokumentationen und die in vielen Gesprächen übermittelten Informationen über die Vorfahren der Glasgestalterfamilie Pfohl, auf die Artikelserie von Harald Zumpe und auf Gespräche mit den Nachkommen der Firmeninhaber der Glasbetriebe in Hadamar, Gerd Wittig und Peter Fabich, sowie mit dem Cousin von Herbert Meltzer, Hanns Meltzer in Neustadt in Bayern.

Wertvolle Informationen entnahm ich auch der „Dokumentation über die Aufnahme, Eingliederung und das Wirken der Vertriebenen im Kreis Limburg-Weilburg“, den Dissertationen von Carmen Sonntag zur „Geschichte der Haidaer-Steinschönauer Glasveredlungsindustrie und der Strukturwandel nach der Neuansiedlung im Raum Rheinbach“ sowie der Dissertation von Heribert Müller, „Zur Frage der Umsiedlung der deutsch-böhmischen Glasveredlungsindustrie nach Westdeutschland“ und den zahlreichen Glasfachbüchern aus der Sammlung meiner Eltern.

So viel vorweg.

Einführungsvortrag

Das Thema der Ausstellung „Von Böhmen in den Westerwald“ – Geschichte der Hadamarer Glasbetriebe“ spielt an auf die Vertreibung der Glasfachleute aus einem Zentrum der Glasindustrie mit langer Tradition in eine Region, in der dieser Wirtschaftszweig erst mit der Ansiedlung nordböhmischer Glasfabrikanten zwischen 1947 und 1948 eine Rolle zu spielen begann.

Die Bedeutung der nordböhmischen Glasindustrie mit ihrem Zentrum in Haida und Steinschönau

„Nichts anderes hat den Namen Böhmens so weit in die Welt getragen wie sein Glas“, mit diesen Worten weist der Historiker Edmund Schebek bereits im Jahr 1878 auf die große Bedeutung eines der dominierendsten Industrie- und Handwerkszweige Böhmens hin (1).

Wie Kurt Pittrof in seinem Buch „Böhmisches Glas in aller Welt“ feststellt, wies die Gegend in und um Haida weltweit die größte Konzentration von Glaswerkstätten (Glashütten, Glasveredlungsbetrieben) auf (2).

Glasindustrie und Glashandel gingen in dieser Region aus dem Glashüttenbetrieb hervor und reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Waldreichtum, Kohlevorkommen und quarzhaltiger Schwemmsand in Nordböhmen waren die Voraussetzungen zur Gründung von Glashütten, da sie die zur Herstellung des Glases nötigen Rohstoffe Holz, Quarz, Pottasche und später Kohle lieferten. Im Lauf der Zeit konzentrierte sich der Verkauf des Glases aus den Glashütten, der Glashandel, auf die Region um Haida-Steinschönau.

Es war vor allem die Erfindung eines reinen, klaren Kristallglases im Jahr 1683, das als Böhmisches Kristall weltweit gefragt war. Das böhmische Kreide-Kaliglas ist im Unterschied zum venezianischen Cristallo weich (und dickwandig) und für Gravur und Schliff besonders gut geeignet. Später sorgte das Farbglas und Farbüberfangglas, dessen Domäne die Schleifer wurden, für weltweite Nachfrage. Den böhmischen Hüttenmeistern gelangen aber nicht nur Verfärbungen der kompletten Glasmasse, sondern durch die Glasätze (Beize) hüttentechnisch einfachere und daher zur Massenproduktion geeignetere Verfärbungen der Glasoberfläche. Die Gläser waren nicht durchgefärbt, sondern erhielten ihre Farbe durch einen fest an der Oberfläche haftenden Niederschlag, zum Teil in mehreren Bränden. Bei rotgebeizten Gläsern ist es ein eingebrannter Kupferniederschlag, bei gelbgebeizten Gläsern ein Niederschlag aus Silbersalzen. Für diese Veredlungsform durfte das Kristallglas keinen Bleigehalt enthalten. 

Rot- und gelbgeätzte Gläser mit der sogenannten gerutschten Egermanngravur statt dem Tiefschnitt (der Kupfergravur) wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts zu Verkaufsschlagern der böhmischen Glasindustrie, insbesondere in Amerika und England.

Erfolgreich waren ab Mitte des 19. Jahrhunderts Überfanggläser mit einer weißen Emailschicht mit naturalistischen Blumenmotiven oder Portraits (3).

Sie werden in der Ausstellung Glaserzeugnisse sehen, die mit diesen Veredlungstechniken bearbeitet wurden.

Haida, das heutige Nový Bor, wurde gemeinsam mit Steinschönau, dem heutigen Kamenický Senov, und einigen kleinen Orten der Umgebung zum Zentrum der Glasverarbeitung in Nordböhmen. Vor dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1937, zählte man 270 dort ansässige Glasfirmen. Es gab 15 Glashütten in und um Haida. Insgesamt 9000 Personen arbeiteten in Glaserzeugungs- und Glasveredlungsbetrieben. Zu 50 Prozent wurde die Hohlglasveredlung in Heimarbeit durchgeführt. So wurde in mehr als 400 Heimwerkstätten Gebrauchsglas, aber mehr noch hochwertiges Kunstglas graviert, geschliffen, bemalt, vergoldet und geätzt. Beschäftigungsmöglichkeiten waren fast ausschließlich auf die Glasindustrie ausgerichtet. Die Region Haida-Steinschönau galt als Hauptexportzentrum böhmischen Hohlglases, die Exportrate lag 1938 um die 90 Prozent bei einem Jahresumsatz von über 100 Millionen Reichsmark - 1 Reichsmark entsprach 5.50 Euro. (4) Viele Glasraffinerien hatten Handelsniederlassungen in fast allen großen Städten Europas und in Übersee. Nach Haida kamen Einkäufer aus allen Kontinenten. Die Glasveredlung war in der Region der wichtigste Wirtschaftszweig. Nahezu das gesamte wirtschaftliche Leben wurde davon bestimmt und beinah in jeder Familie war ein Mitglied in der Glasindustrie und dem Glasgewerbe tätig.  Für die nordböhmische, vorwiegend kommerziell orientierte Glasproduktion ist es bezeichnend, dass mehrere Firmen Gläser mit nur in Details unterschiedlichen Dekoren anboten, die ansonsten nahezu identisch waren. Viele Glashütten produzierten diese Massenware für den Export, aber es gab auch Glashütten, die Kunstgläser als Reproduktionen vergangener Stilepochen oder nach Fachschulentwürfen und Entwürfen der Wiener Werkstätten erzeugten.

Maßgeblich beteiligt an dem künstlerischen und wirtschaftlichen Erfolg der Glasfirmen in Haida und Steinschönau waren die Glasfachschulen in diesen beiden Orten. Sie sicherten nicht nur die umfassende Ausbildung des Berufsnachwuchses der Graveure, Schleifer, Glasmaler und Entwerfer für die Glasveredlungsbetriebe, sondern erfüllten gleichzeitig die Aufgabe der Qualitätssicherung. In einer Musterzeichenabteilung wurden von Lehrern und Schülern Entwürfe entwickelt und Musterstücke gefertigt, die vielen Haidaer Firmen in den jährlichen Leistungsschauen wertvolle Gestaltungsanregungen lieferten und von interessierten Firmen für die eigene Produktion gekauft oder nachgearbeitet wurden. Carmen Sommer (5) und Dr. Helmut Ricke verweisen in diesem Zusammenhang auf Alexander Pfohl, der seit 1928 als Professor für Entwurf und Gestaltung an der Glasfachschule in Haida tätig war. Dr. Helmut Ricke sieht das folgendermaßen: „Eine wesentliche Triebkraft für seine Tätigkeit war offenbar das idealistische Bemühen um die Hebung des künstlerischen Ranges der nordböhmischen Produkte, deren Gestaltung und Formgebung häufig nicht ihrer handwerklichen Perfektion entsprach“ (6). 

Dieses an den Bedürfnissen der Industrie orientierte Fachschulwesen, das Zusammenspiel von Heimwerkstätten und großen Raffineriebetrieben, aber auch die räumliche Konzentration vieler Betriebe in Verbindung mit Rohglashütten machte die Einzigartigkeit und Bedeutung der Glasproduktion im Raum in um Haida -Steinschönau aus. Hinzu kam das Warensortiment, das aus hochwertigen Kunstglasprodukten und preiswerten, künstlerisch weniger anspruchsvollen Massenartikeln bestand. (7)

Auch wenn sich die Sonderausstellung auf die ehemaligen Hohlglasbetriebe in Haida konzentriert, darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Nordböhmische Glasindustrie neben der Hohlglasindustrie von Haida-Steinschönau auch die Bijouterie- und Schmuckindustrie (Glaskurzwaren) in Gablonz umfasste, die sich in Hessen in Stierstadt/Oberursel ansiedeln sollte.

Diese lange Tradition der Glasveredlung hatte Hadamar nicht, die Glasindustrie etablierte sich erst mit der Ansiedlung der nordböhmischen Vertriebenen zwischen 1947/48.

 

Die Rolle der Deutschen in der nordböhmischen Glasindustrie

Die Vertreibung der Sudetendeutschen und die Verstaatlichung ihrer Glasraffinerien

Die Ansiedlung der Glasraffineure im Westerwald war eine unmittelbare Folge des Zweiten Weltkriegs und des Zusammenbruchs des Deutschen Reiches. Die Ausweisung der Sudetendeutschen wurde als Antwort auf die Angliederung des Sudetenlandes an das Deutsche Reich und die Okkupation der „Rest-Tschechei“ verstanden.

Rund 3,5 Millionen Deutsche waren von der Abschiebung betroffen. In Haida und Steinschönau begann die Deportation am 20. Juni 1945 nach Sachsen und Thüringen.  Die Ausgewiesenen durften nur ganz wenige Habseligkeiten mitnehmen. 50 Kilogramm waren offiziell erlaubt. Das Vermögen der Deutschen wurde entschädigungslos konfisziert. Bereits im Mai 1945 waren per Dekret alle größeren Glashütten verstaatlicht und 45 Prozent aller deutschen Glasveredlungsbetriebe in Staatsbesitz gelangt und aufgelöst worden, bis 1948 waren es 98 Prozent der Betriebe, die restlichen wurden unter Aufsicht tschechischer Werksleiter und Aufseher gestellt. Am 2. August wurde allen Sudetendeutschen die tschechische Staatsbürgerschaft aberkannt. Die organisierten Ausweisungen erfolgten im November 1945 und zogen sich bis zum Juli 1947 hin. Es wurde scharf kontrolliert, damit nicht Werkzeuge, Formen, Musterbücher, Entwurfszeichnungen und Kataloge mitgenommen wurden. Auf „Industrieverschleppung“ stand die Todesstrafe. Viele deutsche „Spezialisten“ - darunter verstand man Führungskräfte - und viele Facharbeiter der Glasindustrie wurden meist gegen ihren Willen festgehalten. Sie wurden zwangsverpflichtet, um den neu eingesetzten tschechischen Werksleitern und Aufsehern das für die beabsichtigte Fortführung der Glasindustrie erforderliche Fachwissen zu vermitteln und um oft unqualifizierte Arbeitskräfte aus dem Inneren der ČSR in den Glasveredlungstechniken anzulernen. In der Region Haida-Steinschönau hatte bis dahin die Glasveredlung fest in deutscher Hand gelegen. In der gesamten Tschechoslowakei lag der Anteil der Deutschen in der Glasindustrie bei 60 Prozent bei einem Bevölkerungsanteil von 23 Prozent.

Die Transporte der Vertriebenen gingen nach Beschluss der Alliierten vorrangig in die amerikanische und sowjetisch besetzte Zone. In der amerikanischen Zone sollten die für die Ausweisung vorgesehenen Deutschen vor allem in Bayern und Hessen Aufnahme finden. Unter den Vertriebenen waren zahlreiche Fachkräfte aus der traditionsreichen böhmischen Glasindustrie (8). 

Die Neuansiedlung im Westen

Etablierung eines neuen Wirtschaftszweiges in Hadamar und Entwicklung Hadamars zur Glasstadt

Die aus Haida stammenden Glasraffineure Herbert Meltzer, Ernst Wittig und Herbert Fabich waren wie viele Deutsche bei Kriegsende noch in Kriegsgefangenschaft und konnten nach ihrer Entlassung 1946/47 nicht in die ČSR zurückkehren, da bei Überschreiten der Grenze laut Befehl der Militärkommandanten die Todesstrafe drohte. Herbert Meltzer war nach seiner Entlassung zunächst in Bayern bei einem Freund untergekommen, Ernst Wittig gelangte über Göttingen nach Künzig in Bayern, und Herbert Fabich suchte an der bayerisch-tschechischen Grenze nach seinen aus Haida vertriebenen Familienangehörigen.

Kaum aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, bemühten sie sich sofort darum, ihre in Haida vom tschechischen Staat konfiszierten Betriebe wieder neu zu aufzubauen. Ursprünglich sollte das vor Ort in Bayern geschehen.

Dieser Aufbauwillen und Mut zu einer neuen Existenzgründung war nicht bei allen Glasfabrikanten vorhanden. Von den 270 im Kerngebiet Haida und Steinschönau ansässigen Glasfirmen wurde nach der Vertreibung nur ein Bruchteil, etwa ein Viertel, wieder aufgebaut (9). Zu diesem Viertel gehörten die Glasfabrikanten Meltzer, Fabich und Wittig, die dann in Hadamar zu den Gründern des Glashandwerks und der Glasindustrie werden sollten. 

Standortsuche der Glasfabrikanten für die Neugründung ihrer Betriebe nach der Vertreibung

Dass Hadamar ein Zentrum der Glasindustrie werden würde, war zunächst nicht abzusehen. Die größte Gruppe der Glasveredler aus Haida und Steinschönau sammelte sich im Kreis Vohenstrauß, in Bayern, da die Oberpfalz bereits eine Glasregion mit langer Tradition war. Hauptanziehungspunkt waren vor allem die in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Kristallglashütten von Neustadt an der Waldnaab, da in der schwierigen Nachkriegszeit an die Errichtung eigener Hütten für die Rohglasbeschaffung durch Sudetendeutsche nicht gedacht werden konnte. 

Auch die sudetendeutsche Hilfsstelle in Bayern, die Anregungen und Vorschläge zur Lösung des Flüchtlingsproblems und zu Einwanderungsfragen gab, befürwortete in einer Denkschrift Ende 1945 entschieden eine geschlossene Ansiedlung der Haidaer-Steinschönauer Glasindustriegruppe im Bayerischen Wald, da eine solche Konzentration das Erfolgsmodell in Nordböhmen gewesen war.  Zudem gab es historische Verbindungen zwischen Böhmen und Ostbayern. So hatte zum Beispiel der Haidaer Glashändler Wilhelm Steigerwald mit seinem Bruder Franz in der Nähe von Zwiesel die bedeutende Glasfabrik Theresienthal gegründet. Und Glasmacher und Glasschleifer wanderten je nach Konjunkturlage schon im 19. Jahrhundert zwischen Bayern und Böhmen hin und her (10).

Angesichts der Wohnraumnot und der Schwierigkeit, geeignete Produktionsstätten zu finden, erwies sich dieser Plan aber als nicht realisierbar. Hinzu kam, dass die vertriebenen Glasleute in Bayern zunächst völlig auf sich allein gestellt waren, von den Behörden und der Landesregierung nicht tatkräftig genug unterstützt wurden. Das führte bereits 1947 zu einer Abwanderung einzelner Raffineure und vieler Fachkräfte, die außerhalb von Bayern nach einem geeigneten Standort für einen Neubeginn suchten (11). 

Dass die drei jungen Glasfabrikanten Meltzer, Wittig und Fabich den Neuanfang ausgerechnet in Hadamar wagten, einer Kleinstadt in einer industriearmen, überwiegend landwirtschaftlich geprägten Region, in der der Wirtschaftszweig des Glashandwerks bisher keine Rolle gespielt hatte, war einem Zufall zu verdanken.

Herbert Meltzer hatte über das Rote Kreuz erfahren, dass der aus Haida stammende Dr. Walter Heinrich schon Ende 1945 in Limburg eine Glashütte gegründet und im August 1946 bereits den Antrag auf Produktionsbeginn gestellt hatte. Das haben mir Hanns Meltzer, der Cousin von Herbert Meltzer, und Harald Merz, der Betriebsleiter der Glashütte in Limburg, auf Nachfrage bestätigt. 

Mit der geplanten Errichtung der Glashütte im Limburger Raum schien die für den Beginn der Glasveredlung notwendige Rohglasversorgung gesichert.

Entscheidend war auch, dass die Hessische Landesregierung, das Wirtschaftsministerium und das Ministerium für Vertriebene einen anderen Weg eingeschlagen hatten als Bayern. Mit großer Weitsicht hatte die Wiesbadener Regierung bereits kurz nach Kriegsende beschlossen, an ihre alte Glastradition in der Region um Kassel (hier wäre die Süssmuth Glashütte zu erwähnen) anzuknüpfen und in Hessen eine Glasindustrie anzusiedeln, um damit gleichzeitig Arbeitsplätze für die Vertriebenen und Einheimischen zu schaffen. Genehmigt wurden zwei Glashütten, das Glashüttenwerk Limburg und die Hessenglashütte in Stierstadt-Oberursel. (Im Raum von Oberursel konzentrierte sich in den nächsten Jahren dann die Gablonzer Schmuck-Industrie, in Limburg-Hadamar die Haida-Steinschönauer Glasveredlungsindustrie). 

Außerdem förderte die Landesregierung in Hessen mit dem „Hessenplan für die Unterstützung strukturschwacher Gebiete“ die Neuansiedlung der Glasbetriebe schon seit 1947 in Form von zinsgünstigen Bankkrediten und der Übernahme von Ausfallbürgschaften (12). 

All das waren Voraussetzungen, die einen Neuanfang im Westerwald, im Limburger Raum attraktiv erscheinen ließen.

Also nahm Herbert Meltzer Kontakt mit Ernst Wittig und Herbert Fabich auf und initiierte im Frühjahr 1947 ein Treffen am Limburger Bahnhof. Im alten Bahnhofsrestaurant beratschlagten die drei Fabrikanten, wie sie nun weiter verfahren sollten, denn sie mussten ja quasi bei Null anfangen. Sie hatten keine Wohnung und keine Werkstätten. Im Nachkriegsdeutschland herrschte größte wirtschaftliche Not, Deutschland war ein zerstörtes Land mit zerbombten Häusern, Trümmern, Demontagen, Lebensmittelknappheit und extremer Wohnungsnot. Es gab eine extreme Wohnungsnot. Die einheimische Bevölkerung stand vor der Herausforderung, die rund 3 Millionen vertriebenen Sudetendeutschen unterzubringen, allein im Kreis Limburg waren das etwa 11.000 Vertriebene (13). 

Die drei Glasraffineure verfügten nicht über das notwendige Kapital für den Wiederaufbau ihrer Glasbetriebe, hatten sie doch ihr Betriebskapital und ihr privates Vermögen in der Tschechoslowakei zurücklassen müssen. So war es ein glücklicher Zufall, dass am Nachbartisch im Bahnhofsrestaurant eine junge Frau, Marianne Fein, das Gespräch der drei Glasraffineure mitbekommen und ihre Sorgen mit angehört hatte. Sie mischte sich in das Gespräch ein und riet den Dreien, ihre Großmutter, Hedwig Siebert, in Hadamar aufzusuchen, die ihnen sicher helfen könne. In Hedwig Siebert fanden die jungen Glasfabrikanten eine großzügige Unterstützerin, die ihnen in ihrem Haus in der Borngasse eine kostenlose Unterkunft anbot. Sie vermittelte ihnen auch ihre ersten Produktionsstätten und leistete ihnen damit eine unschätzbare Starthilfe. Ihre Enkelin, Marianne Fein, wurde später die Ehefrau von Herbert Fabich.

Man kann also sagen, dass bei der Entwicklung Hadamars zur Glasstadt Herbert Meltzer Pionierarbeit leistete und Marianne Fabich zur Wegbereiterin der Ansiedlung der Glasveredler in Hadamar wurde. Ernst Wittig leistete dann mit seinem Engagement als Stadtverordneter für den weiteren Aufbau dieses Industriezweiges einen wichtigen Beitrag, auf den ich noch eingehen werde 

Neuansiedelung ehemals sudetendeutscher Glasraffinerien in Hadamar

Herbert Meltzer, Ernst Wittig und Herbert Fabich meldeten sich am 30. Juni 1947 in Hadamar an, fast zeitgleich mit dem Produktionsbeginn der Glashütte Limburg im Juli 1947. 

Im Haus von Hedwig Siebert in der Borngasse Nr.13 begann Herbert Meltzer als erster Glasraffineur mit dem Aufbau eines Betriebes, der Meltzer & Tschernich GmbH. Bereits im September 1947 nahmen, wenn auch in stark reduziertem Ausmaß, zwei Veredlungsabteilungen, die Schleiferei und die Gravur, die Arbeit wieder auf, die Malerei folgte erst im Mai 1948, als Alexander Pfohl mit seiner Familie die Ausreise aus der Tschechoslowakei gelang.

Die Firma Ernst Wittig GmbH, die 1946 von Ludwig Wittig zunächst in Oberursel angemeldet worden war, verlegte den Firmensitz nach der Rückkehr seines Sohnes Ernst Wittig aus der Kriegsgefangenschaft im Frühjahr 1947 und zog nach Hadamar. Und im Dezember 1947 konnte am Untermarkt und in der Schulstraße 11 mit der Schleiferei und der Malerei begonnen werden. Der Sohn Herbert kam 1949 aus der Kriegsgefangenschaft zurück und stieg als Prokurist in die Firma ein.

Die Glasraffinerie Hermann und Herbert Fabich OHG hatte zunächst Räume in Limburg gefunden und zog erst Ende 1949/50 nach Hadamar, in die Krämergasse und in ein Gebäude zwischen früherer Kalkmühle und Elbbach.

Es war zunächst für alle drei Glasraffineure ein bescheidener Anfang im Vergleich zu den Glasbetrieben in Nordböhmen, deren Nachfolge sie übernahmen. 

Auf diese Vorläuferfirmen in Haida möchte ich hier noch einen kurzen Blick werfen.

Die Glasfirma Meltzer & Tschernich GmbH geht zurück auf die alteingesessene, im Jahr 1823 gegründete Firma Carl Meltzer & Co in Langenau, die 1926 den Raffineriebetrieb Tschernich & Co, Hoflieferant des österreichischen Königshauses und der Könige von Sachsen, in Haida erwarb, als Heinrich Tschernich jun. nach Wien verzog. Seitdem firmierte die Firma unter dem Namen Meltzer & Tschernich A.G. Nach dem Gründer Carl Meltzer leiteten seine Söhne Ludwig, Alfred und Anton die Firma. Anton Meltzer, der Vater von Herbert Meltzer, übernahm die Betriebsstätte in Haida, Alfred Meltzer wirkte in der Filiale und Handelsniederlassung in Amsterdam, im Musterlager Focke & Meltzer, und Ludwig Meltzer leitete das Stammhaus in Langenau. Die Firma erzeugte Gebrauchs- und Luxusglas, speziell feine Tafelservice mit vergoldeter Gravur, Trinkgläser und Toilettengarnituren, fein geschliffenes Kristallglas sowie bemaltes und graviertes Überfangglas. Besonders charakteristisch waren die in Überfangtechnik und Wellenschliff gearbeiteten Gläser, eine Anregung der Glasfachschule Haida. Der Betrieb hatte drei eigene Schleifereien und etwa 100 Facharbeiter.

Der Glasbetrieb Hermann und Herbert Fabich OHG führte die von Hermann Fabich 1908 in Haida gegründete Glasraffinerie weiter. Hermann Fabich stammte aus einer langjährigen Bäckerdynastie, interessierte sich aber vermutlich seit seiner Freundschaft mit dem Glasraffineur Ernst Hantich für den Wirtschaftszweig der Glasveredlung. Nach Absolvierung einer kaufmännischen Lehre in der Exportabteilung bei der Firma Hantich ließ er sich auszahlen und gründete eine eigene Glasraffinerie, während sein Bruder die Bäckerei übernehmen sollte. Der Betrieb veredelte vor allem Kristallleuchter mit Schliff und Bemalung, aber auch Hohlglas, Tortenteller, Vasen, Schalen, Trinkglasgarnituren, Lampenschirme. Die Produktpalette der Glasraffinerien unterschied sich oft nur in Formen und Nuancen des Dekors. Beschäftigt waren 30 Mitarbeiter.

Die Glasraffinerie Ernst Wittig GmbH mit den Inhabern Ludwig und Ernst Wittig war der Nachfolgebetrieb des 1919 in Haida gegründeten Glasveredlungsbetriebs Josef Winkler & Ludwig Wittig. Ludwig Wittig war Major in der österreichisch-ungarischen Armee. Wie er dazu kam, eine Glasraffinerie zu gründen, lässt sich nicht mehr eruieren. Vielleicht lag es daran, dass in Haida die Glasindustrie der wichtigste Wirtschaftszweig war. Die Firma stellte bemalte, gebeizte, gravierte und geschliffene Gebrauchs- und Luxusgläsern sowie Beleuchtungskörper in einer breiten Preisskala her. Sie war vor allem spezialisiert auf Rubinglas mit Schliff und Gravur und auf Serviceglas mit breiten Poliergoldrändern. Nach dem Tod von Josef Winkler im Jahr 1924 war Ludwig Wittig alleiniger Inhaber. Die Firma hatte vier ständig Beschäftigte und 30 Heimhandwerker.

 

Kunstmalerwerkstatt Alexander Pfohl sen.

Der vierte, in der Ausstellung präsentierte Glasveredlungsbetrieb existierte in den Nachkriegs-Gründungsjahren der ehemals in Haida ansässigen Glasbetriebe noch nicht. Die Inhaber dieser 1957 gegründeten Glasmalerwerkstatt, Brigitte Herrmann-Pfohl und Walter Herrmann, waren 1945 erst 14 bzw.15 Jahre alt und besuchten noch das Gymnasium in Böhmisch-Leipa. Da sie als Deutsche die Schule verlassen mussten, machten beide Seite an Seite eine Ausbildung als Glas- und Porzellanmaler in der von Alexander Pfohl sen. 1888 in Haida gegründeten Kunstmalerwerkstatt. Laut Eva Ransová, der früheren Leiterin des Glasmuseums Haida, war die Glasmalerwerkstatt Pfohl bekannt für „individuell bemaltes Glas in hoher Standardausführung und von künstlerischer Qualität“ (14). Die Werkstatt führte für die örtlichen Firmen besonders anspruchsvolle Aufträge aus, die in vielen Fällen auf Weltausstellungen mit Goldmedaillen gewürdigt wurden.  Die Glasmalerwerkstatt Alexander Pfohl sen. bildete eine Reihe von Glasmalergesellen aus und hatte stets zwischen 15 bis 18 angestellte Glasmaler. 

1938 hatte sein jüngerer Sohn Erwin, damaliger Innungsmeister der Glasmaler, die Leitung übernommen, während der ältere Sohn, Alexander Pfohl, nach dem Studium an der Kunstgewerbeschule in Wien zunächst Leiter der Entwurfsabteilung der Schaffgott´schen Josephinenhütte war, bis er im Jahr 1928 als ordentlicher Professor für Entwurf und Gestaltung an die Haidaer Glasfachschule berufen wurde. Ihm wurde als Deutscher nach 1945 aufgrund der Beneš Dekrete die Professur entzogen. So arbeitete er seit Mai 1945 zusammen mit seinem Bruder Erwin in der väterlichen Glasmalerei als Ausbilder und Entwerfer. 

Erwin Pfohl blieb in Haida in der väterlichen Werkstatt und leitete dort bis 1950 die Glasmalerei unter Aufsicht des tschechischen Verwalters Wenzel Pfeifer, der mit ihm befreundet war und ihm freie Hand ließ. Wie ich von Hanns Meltzer weiß, trat er im betrieblichen Ablauf nicht in Erscheinung. Als der Brennofen ausfiel, zog der Betrieb in das Gebäude der Gebrüder Rachmann um. Erst Mitte der 50er Jahre wurde der Betrieb verstaatlicht. Brigitte Pfohl war ursprünglich die designierte Nachfolgerin des kinderlosen Erwin Pfohl, da sie das nötige Talent und auch das Interesse dafür mitbrachte. 

Ein weiterer Glasbetrieb, der sich in Hadamar ansiedelte, war die Hantschel & Kunte OHG. Max Hantschel hatte erfahren, dass sich drei Haidaer Raffineure in Hadamar angesiedelt hatten und in das Wiederaufbauprogramm aufgenommen waren. Er schloss sich dieser Gruppe 1948 an und gründete mit Friedrich Kunte, dem ehemaligen Leiter der Malerei bei der Glasraffinerie Palda in Haida, den Glasveredlungsbetrieb in Hadamar. Von diesem Betrieb konnten keine Glasobjekte und Dokumente mehr aufgefunden werden, deshalb konnte er in der Ausstellung nicht berücksichtigt werden.

Der Glasraffineriebetrieb Hantschel & Kunte war die Nachfolgefirma der 1883 in Haida gegründeten Firma Gebrüder Hantschel (Max und Wilhelm).  In Haida beschäftigte die Firma 60 Arbeiter im eigenen Betrieb und 300-400 Heimwerker. Die Produktpalette umfasste dekorierte Trink- und Luxusgläser, Teile von Beleuchtungskörpern, Artikel mit Metalleinfassungen und Silberwaren. Max Hantschel, der Sohn von Franz Hantschel, arbeitete als Maler in dem Betrieb. 1945 wurde die Firma aufgelöst.  

Die Produktionsstätte des Glasveredlungsbetriebs in Hadamar war zunächst in der Gymnasiumsstraße vor den Marstallgebäuden. Die Firma ging 1956 in Konkurs. Max Hantschel arbeitete danach als Handelsvertreter, unter anderem auch für Wittig und Fabich.

Das gleiche gilt für die Ein-Mann-Betriebe Oswald Gärtner und Wenzel Berndt.

Oswald Gärtner, dessen Vater seit 1913 in Haida die Hellas Glas Raffinerie betrieben hatte, gründete 1947 in Hadamar einen Ein-Mann-Betrieb und war in seiner Heimwerkstatt bis 1950 als Maler tätig. Danach arbeitete er bei Fabich. Über diesen Betrieb sind keine Dokumente und Bilder aufzufinden gewesen.

Ein-Mann-Betrieb von Wenzel Berndt

Für die kurze Zeit von 1951 – 1953 hatte der aus Vohenstrauß gekommene Wenzel Bernd einen Ein-Mann-Betrieb, eine Malereiwerkstatt, in Hadamar eröffnet, wie er sie bis 1945 schon in Schaiba betrieben hatte. Wenzel Berndt war spezialisiert auf Watteau -Malerei in Schapertechnik. Er löste aber bereits 1953 seinen Betrieb in Hadamar wieder auf und arbeitete danach bei Karl Neubert in Wiesbaden, bevor er sich in Boppard in den Räumlichkeiten von Franz Milan eine Werkstatt und ein Ladengeschäft mietete. Er exportierte vorwiegend in die Vereinigten Staaten, arbeitete auch weiter für Hadamarer Glasraffineure.)

Probleme der Glasraffineure beim Neuanfang in Hadamar

Rohglasbeschaffung

Der Neuanfang der sudetendeutschen Glasfabrikanten in Hadamar erfolgte nicht ohne eine Reihe von Problemen. Die Glasfirmen konnten in den Anfangsjahren nicht ihr altes Produktsortiment wertvoller Luxusgläser fertigen. Bei den ersten Glaserzeugnissen ging es darum, den Nachholbedarf an Gebrauchsglas im Inland zu befriedigen. Dies dauerte etwa zwei Jahre, dann war der Markt gesättigt. Die Erweiterung der Produktion und die Ankurbelung des Exports erwies sich als schwierig.                           

Die Schwierigkeiten betrafen hauptsächlich die Qualität des Rohglases. Im Limburger Raum gab es keinen hochwertigen Glassand. Das aus Rheinsand hergestellte Glas war grau-blaustichig. Das von der Limburger Glashütte gelieferte Rohglas eignete sich daher nicht für die Veredlung von Kunstgläsern und Luxusservicen und entsprach nicht den Möglichkeiten, welche der Glasindustrie in Böhmen für ihre Veredlungstechniken zur Verfügung gestanden hatten (15).

Erst mit der Gründung der Hessenglashütte (Betriebsgesellschaft Hessenglas GmbH) in Schierstadt/Oberursel durch den führenden Gesellschafter Dr. Otto Fischer und der ersten erfolgreichen Glasschmelze nach Inbetriebnahme des Sechs-Hafen-Ofens gelang es, die Glasqualität durch Einsatz des Bremthaler Quarzsandes aus Usingen zu optimieren und Kristallglas in herausragender Qualität zu produzieren. Wie Christa Dönch, die Tochter von Otto Fischer, in ihren Erinnerungen festhält, wurden bereits 50 Prozent der Produktion des ersten Hafenofens nach Hadamar geliefert. Im Sommer 1951 erhielt die Hessenglashütte von der Landesregierung in Wiesbaden den Auftrag, für die Hadamarer Firmen einen zusätzlichen Glasofen zu bauen, damit deren Versorgung mit Rohglas sichergestellt war, so die Information von Christa Dönch (16).  

Auch die 1948 gegründete Glashütte Jola-Hütte GmbH in Euskirchen trug zur Entspannung der Lage bei. Mit Produktionsbeginn im Juni 1949 erzeugte die Hütte böhmisches Kristallglas von großer Reinheit und Weiße. 40 Prozent des Umsatzes wurde mit hessischen Veredlern aus Hadamar gemacht. Im Januar 1951 gehörte die Firma Meltzer & Tschernich zu den größten Auftraggebern der Hütte (17).

Allerdings stellten die Jolahütte und die Hessenglashütte nur Bleikristallglas her, kein bleifreies Kreideglas, wie es für die Veredlungstechnik der Rot- oder Gelbätze gebraucht wurde, da die Rubinätze bei Gläsern mit Bleianteil nicht gelingt.

Die spezifischen Wünsche der nordböhmischen Glasraffineure konnte erst die von Sudetendeutschen im Jahr 1950 gegründete Glashütte Füger & Taube GmbH in Vohenstrauß befriedigen. Sie produzierte das für die Rotbeize geeignete dünnere, bleifreie Kreide-Kaliglas, weil sie selbst einer der größten sudetendeutschen Veredlungsbetriebe in Vohenstrauß war (18).

Fachkräftemangel und Nachwuchssorge

Der Erweiterung der Produktion stand aber auch der Mangel an geeigneten Fachkräften im Weg. Zwar war es den Raffineuren gelungen, Fachkräfte aus Nordböhmen, die mit den Vertriebenentransporten in den unterschiedlichsten Regionen Hessens, Bayerns und Baden Württembergs gestrandet waren, nach Hadamar zu holen. Hanns Meltzer, der Cousin von Herbert Meltzer hat mir berichtet, dass Herbert Meltzer schon 1946 gezielt auf den Bahnhöfen bei der Ankunft der Vertriebenentransporte nach Fachkräften Ausschau hielt. Oft handelte es sich um den alten Facharbeiterstamm der Firmen. Zu nennen wären Alfred Otto, Karl Christoph, Franz Kögler, Werner Pirzkall, Rudolf Werner, Franz Oppelt, Josef Eiselt, Erich Klier, Theodor Rösler, Otto Klimt, um nur einige stellvertretend zu nennen. Aber es fehlte der Wohnraum für den Zuzug weiterer dringend gebrauchter Fachkräfte. Es ist dem Engagement von Ernst Wittig zu verdanken, dass er sich als Stadtverordneter in einem städtischen Wohnungsbauprogramm für den Neubau von Wohnungen auf der „Kimmelwiese“ einsetzte und die Baugenossenschaft ins Leben rief. 

Sorgen bereitete die Frage fachlich qualifizierter Nachwuchskräfte. Von daher setzten die Glasraffineure alle Hebel in Bewegung, um wie in Haida und Steinschönau auch in Hadamar in einer Glasfachschule die qualifizierte Ausbildung des Nachwuchses an Graveuren, Schleifern, Malern und Entwerfern zu sichern. Außerdem benötigten die Firmen für den Export überzeugende und gut verkäufliche Entwürfe. Deshalb baten die Raffineure Professor Alexander Pfohl um Unterstützung, da er in der Glasfachschule in Haida genau das geleistet hatte. Auch hier wurde Herbert Meltzer in enger Abstimmung mit den Glasraffineuren Wittig und Fabich aktiv und nutzte die schon in Haida bestehenden Geschäftsverbindungen und den nicht abgerissenen Kontakt zu Alexander Pfohl, um ihn für den geplanten Aufbau einer Glasfachschule in Hadamar zu gewinnen, die an die bewährte Tradition der Haidaer Glasfachschule anknüpfen sollte.

Professor Alexander Pfohl und Professor Max Tischer hatten bereits 1946 Richtlinien für den Ausbau einer „Lehr- und Prüfungsanstalt für die hessische Glasindustrie“ ausgearbeitet, wie in der Dokumentation von Heribert Müller zu lesen ist (19). Ihnen, dem damaligen Leiter der Limburger Glashütte, Dr. Walter Heinrich, und dem Engagement der Hadamarer Glasfabrikanten ist es zu verdanken, dass der Plan konkrete Formen annahm.

Gründung der Glasfachschule in Hadamar

Bis zur Gründung der Glasfachschule waren jedoch noch einige Hindernisse zu überwinden. So wurde Alexander Pfohl als unentbehrlicher Spezialist trotz mehrfach gestellter Ausreiseanträgen mit seiner Familie noch immer in Haida festgehalten. 1947 erfuhr Alexander Pfohl von einem ehemaligen tschechischen Kollegen, Jaromir Špaček, dass die tschechische Regierung plane, den Restdeutschen in der ČSR die tschechische Staatsbürgerschaft aufzuzwingen. Er sah die einzige Möglichkeit, die Ausreise nach Deutschland zu schaffen, in der Familienzusammenführung über das Rote Kreuz. Für die Familie Pfohl bedeutete dies, dass die 21- jährige Tochter Gisela als „volljährige Nichtspezialistin“ von einem Verlobten in Deutschland über das Rote Kreuz „angefordert“ werden musste. Hier kam Herbert Meltzer ins Spiel, der als der fiktive Verlobter für Gisela die Zuzugsgenehmigungen für die Familie Pfohl nach Hadamar besorgen sollte.  Sein Bruder Hans Meltzer, Glashändler bei Focke & Meltzer in Amsterdam, konnte als holländischer Staatbürger die Zuzugsgenehmigungen im Februar 1948 bei einem seiner Glaseinkäufe in Haida der Familie Pfohl übergeben, ohne eine Kontrolle befürchten zu müssen. Mit Hans Meltzer wurde der Plan einer angeblich schon in Haida erfolgten Verlobung von Herbert Meltzer und Gisela Pfohl besprochen. Hans Meltzer war überzeugt, dass sein lediger Bruder die Geschichte der erfundenen Verlobung glaubhaft darlegen würde, um die Ausreise für Gisela zu ermöglichen. Gisela hatte aber keine Lust, nach Hadamar auszureisen, um dort wieder unter der Kontrolle der Eltern zu stehen. Sie wusste, dass Franz Sieber, ein guter Freund von ihr, Sohn des Inhabers der Haidaer Glasraffinerie Sieber & Markgraf, nach der Vertreibung mittlerweile in Neustadt in Bayern lebte und bei der Firma Beyer-Kristall arbeitete. Ihm schrieb sie das gleiche Anliegen einer Pseudoverlobung und gab Hans Meltzer den Brief heimlich mit. Als von Franz Sieber keine Antwort kam, teilte sie ihm mit, dass die Angelegenheit sich erledigt habe und sie mit einem Sammeltransport nach Deutschland fahren werde. So verließ sie Haida in Richtung Frankfurt. Einige Kisten und Koffer waren schon als sogenanntes „Aussteuergut“ nach Hadamar unterwegs. Und wieder spielte ein Bahnhof eine Rolle!  Im Frankfurter Hauptbahnhof begegneten sich zwei ehemalige Glasfabrikanten aus Haida, Herbert Meltzer und Franz Sieber. Nach der ersten Überraschung begrüßten sie sich freudig und erfuhren voneinander, dass sie beide ihre Verlobte erwarteten. Als Gisela dann aus dem Zug stieg, gab es drei überraschte Gesichter. Es stellte sich nämlich heraus, dass es doch eine positive Antwort von Franz Sieber an Gisela gegeben hatte, die vermutlich der tschechischen Zensur zum Opfer gefallen war und Gisela deshalb nicht erreicht hatte. Gisela folgte dennoch Herbert Meltzer nach Hadamar. Zu spekulieren, ob die Familie Pfohl auch hätte nach Bayern ausreisen können, ist müßig. Selbst wenn Gisela mit Franz Sieber nach Bayern gefahren wäre, hätte sich Alexander Pfohl aus Loyalität für Hadamar als Wirkungsstätte entschieden. Er fühlte sich den Haidaer Raffineuren verbunden. Alles lief wie geplant. Nach ihrer Ankunft in Hadamar sandte Gisela ihren Eltern über das Rote Kreuz den Antrag auf Familienzusammenführung, und so erhielten Alexander Pfohl mit Ehefrau Else und Tochter Brigitte die Ausreiseerlaubnis. Sie kamen am 28.April 1948 in Hadamar an und bereits im Mai begann Alexander Pfohl mit der Errichtung der Glasmalerei im Glasbetrieb von Herbert Meltzer, fertigte Entwürfe von Formen und Dekoren für Malerei, Gravur und Schliffe an. Und er begann mit der Ausarbeitung von gut verkäuflichen Exportmustern.

Für die Malerei hatte Herbert Meltzer im Haus von Hedwig Siebert hinter den Schaufenstern notdürftig einen Arbeitsplatz eingerichtet, wo Brigitte und Gisela Pfohl zusammen mit Walter Herrmann, dem späteren Ehemann von Brigitte Pfohl, und Oskar Teifel unter den Blicken neugieriger Passanten Trinkgläser, Schalen, Vasen und Lampenfüße bemalten. Einige Beispiele dieser ersten Gebrauchsgläser mit Motiven von Skifahrern, Fußballern und Partyszenen sind in der Ausstellung zu sehen.

Mit der Errichtung der in Hadamar geplanten Glasfachschule war man noch nicht wesentlich weitergekommen, so sehr sich Max Tischer, der Leiter der Glashütte Dr. Heinrich, der Stadtverordnete Wittig und der Bürgermeister Hagen auch eingesetzt hatten.

Es war schwer, den hiesigen Behörden ein Konzept ohne existierenden Lehrkörper und ohne Anschauungsmaterial zu vermitteln. Und es war schwierig, das wirtschaftliche Potential eines als nicht lebensnotwendig angesehenen Wirtschaftszweiges, der Glasproduktion und Glasveredlung, in einer kriegszerstörten Wirtschaft deutlich zu machen. Das galt insbesondere für die Veredlung von Kunst- und Zierglas, das als unnötiger Luxus empfunden wurde.

So sollte Alexander Pfohl Überzeugungsarbeit leisten. Er konnte mit seinen Entwürfen und zahlreichen Kunstgläsern aus fünf Generationen seiner Familie den Vertretern der hessischen Regierung und dem amerikanischen Kommandanten darlegen, welche Möglichkeiten eine Glasfachschule für die Industrie und Wirtschaft und für den devisenbringenden Export haben konnte. Mr. Christophersen von der Militärregierung in Wiesbaden war so begeistert, dass er vorschlug, eine Ausstellung mit den Kunstgläsern für die amerikanischen und britischen Offiziere in Frankfurt zu organisieren, und zwar im Casino des U.S.-Hauptquartiers für Europa, das auch Sitz des Wirtschaftsrats der Bizone war. Gleichzeitig gab er die notwendige Zustimmung für die Errichtung einer Glasfachschule an den hessischen Wirtschaftsminister weiter. Gisela Pfohl war sofort bereit, die Gläser per Autostopp nach Frankfurt zu bringen und die wertvollen Gläser während der Ausstellung zu beaufsichtigen. Dort lernte Gisela den britischen Offizier Fred Evans kennen und lieben und folgte ihm nach ihrer Heirat im Jahr 1950 nach London. Dass Herbert Meltzer die fiktive Verlobte nur ungern nach London gehen ließ, da waren sich meine Eltern sicher. Hatte er doch still gehofft, dass aus der fiktiven Verlobung eine reale werden könnte. Ob er den Verlust der Glasmalerin in seinem Betrieb aber ebenso bedauerte, in dem Punkt waren sie nicht so sicher. Denn meine Tante hatte keine Freude an ihrem Beruf, sie war zwar begabt, aber sie malte nicht immer mit der nötigen Konzentration und Gewissenhaftigkeit. Wenn sie z. B. die Skifahrer nach dem Entwurf meines Großvaters auf Longdrinks zu malen hatte, dann konnte es vorkommen, dass die Skistöcke irgendwo in der Luft herumflogen oder die Skibretter nicht in der korrekten parallelen Stellung waren. Oft mussten die Arbeitskollegen, vor allem meine Eltern, die Malerei meiner Tante korrigieren, um zu retten, was noch zu retten war. Dass das offensichtlich nicht immer gelang, erfuhr ich, als ich 1966 mit meinen Eltern den Bazar in Istanbul besuchte. Denn plötzlich hörte ich einen Schrei und sah, wie meine Mutter auf ein Glas deutete, auf dem ein Skifahrer zu sehen war, bei dem ein Skistock allein in der Luft schwebte – unverkennbar ein Meisterstück meiner Tante. Natürlich haben wir das Glas erworben; leider haben meine Cousinen in London das außergewöhnliche Unikat nicht aufgehoben, sonst hätte ich es dem Hadamarer Glasmuseum stiften können.

Die zügige Errichtung der Glasfachschule scheiterte jedoch immer wieder an dem Mangel an geeigneten Räumen.  Zudem kam es über den Standort der geplanten Glasfachschule zu Kämpfen zwischen Hadamar und Oberursel. Der Industrie- und Handelskammer in Limburg gelang es, in Hadamar das von der Stadtverwaltung Hadamar gefundene Gebäude einer aufgelassenen Lederfabrik für die geplante Glasfachschule bereitzustellen und damit Oberursel zuvorzukommen. So konnte die Glasfachschule am 19. Juli 1949 ihren Betrieb aufnehmen. Max Tischer war der technische Leiter und Alexander Pfohl der künstlerische Leiter und erster Lehrer für Entwurf und Naturzeichnen. Dr. Heinrich wurde der Schulleiter.

Alexander Pfohl baute die Glasfachschule in Hadamar als eine Art Nachfolgeinstitut der Haidaer Schule auf. Ziel war es, in engem Kontakt mit den Glasveredlungsbetrieben einen qualifizierten Berufsnachwuchs nach dem Vorbild der Haidaer Glasfachschule auszubilden.

Aufbaujahre und wirtschaftlicher Aufschwung seit den 50er Jahren

Aufbau neuer Produktionsstätten

1949/50 war der Inlandsmarkt beliefert, die große Nachfrage nach Gebrauchsglas befriedigt.

Die Glasveredlungsbetriebe waren bestrebt, ihre frühere Bedeutung auf dem Weltmarkt wiederzugewinnen, Schritt für Schritt alte Absatzmärkte zurückzugewinnen und neue zu erobern. Seit 1948 stellten die Firmen Meltzer, Fabich und Wittig auf der Frankfurter Kunstmesse und der Hannover Industriemesse aus.

Spätestens ab 1950 setzte im Zuge des deutschen Wirtschaftswunders der Nachkriegsboom ein. In Hadamar wurden die über den ganzen Ort verstreuten Werkstätten der vier Glasfirmen zu klein für die expandierenden Geschäfte. Dank des European Recovery Program (ERP), besser bekannt als Marschallplan, gab es finanzielle Unterstützung und ermöglichte den Neubau von Fabrikgebäuden auf der Mainzer Landstraße. Das Gelände, das dem Staat gehörte, wurde von der engagierten Hadamarer Stadtverwaltung unter Bürgermeister Hagen und dank des Einsatzes des Stadtverordneten Ernst Wittig für die Glasindustrie gekauft, damit dort Produktionsstätten errichtet werden konnten, die den spezifischen Anforderungen der Glasraffineure Meltzer, Wittig, Fabich und Hantschel gerecht wurden. 

Die Glasraffinerien beschäftigten in den 50er, 60er und 70er Jahren zwischen 200 und 250 Glasfachkräfte (Meltzer und Wittig jeweils 50-75, Fabich 30, Hantschel & Kunte 40-50). Die Blütezeit dieses Wirtschaftszweiges lag in diesen Jahren.

Die Firmen Meltzer und Wittig lieferten in erster Linie nach Amerika und Europa, die Firma Fabich nach Amerika, Kanada und in die arabischen Staaten.

Mitte der 50er Jahre begann der amerikanische Markt für die Kunstgläser wegzubrechen. Die Firma Hantschel & Kunte ging 1956 in Konkurs.

Während die Porzellanindustrie durch Importquoten geschützt wurde, musste sich die Glasindustrie früh mit den staatlich subventionierten Dumpingpreisen osteuropäischer Betriebe auseinandersetzen.

Auch die Firma Meltzer verlor seit etwa Mitte der 50er Jahre mit den Amerikanern die besten Kunden, da sie nicht mit der wesentlich billigeren staatlich subventionierten Konkurrenz in der ČSSR mithalten konnte. Zudem kam es zu Zahlungsausfällen einiger amerikanischer Kunden. Nach einigen Wochen Kurzarbeit ging der Glasbetrieb 1957 in Konkurs. 1959 gründete Herbert Meltzer die Firma erneut mit Hilfe des stillen Teilhabers Fritz Seifert unter dem Namen Meltzer–Glas GmbH, bis er wegen Zahlungsschwierigkeiten amerikanischer Kunden erneut Konkurs anmelden musste. 1978 war die Firma letztmalig auf der Frankfurter Frühjahrsmesse vertreten. Die Betriebsschließung erfolgte 1980.

Kunstgewerbliche Glasmalerei Brigitte Herrmann-Pfohl

Der Konkurs der Firma Meltzer im Jahr 1957 war der Zeitpunkt, an dem sich Brigitte Herrmann-Pfohl und Walter Herrmann entschlossen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, nachdem sie von 1948 bis 1957 als Glasmaler bei der Firma Meltzer & Tschernich angestellt gewesen waren. Doch der Anfang war schwer. Sie erwarben mit von den Großeltern geliehenem Geld den Brennofen aus der Konkursmasse der Firma Meltzer. Einen Kredit für den Bau einer Werkstatt verweigerten die Banken trotz der Existenz von drei Bürgen, da ihnen die Gründung einer Glasmalerei in Zeiten der Schließung mehrerer Glasraffinerien zu risikobehaftet schien. Schließlich gewährte die Kreishandwerkerschaft in Limburg einen Aufbaukredit über 3.000 DM. Zusätzlich war noch eine Ausnahmegenehmigung notwendig, weil es zu dieser Zeit noch keinen Meisterprüfungsausschuss gab. Im Oktober 1957 gründete Brigitte Herrmann-Pfohl unter ihrem Namen einen Glasmalereibetrieb. Walter Herrmann absolvierte vom Oktober 1957 bis zum April 1958 den allgemein-theoretischen Lehrgang zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung. Nachdem er diese erfolgreich absolviert hatte, lief der Familienbetrieb seit November 1961 unter dem Namen „Kunstgewerbliche Glasveredlung Walter Herrmann“. Von 1963 bis 1977 stellte der Kunstgewerbliche Glasveredlungsbetrieb auf der Frankfurter Kunstgewerbemesse aus. 

Krise der Glasindustrie in den 80er Jahren und langsamer Niedergang dieses Wirtschaftszweiges

Dass sich die familiengeführte Glasveredlung auch in Zeiten des allgemeinen Niedergangs der Glasindustrie erfolgreich behaupten konnte, lag an der Unternehmensstrategie der Inhaber, den Schritt zur reinen Manufakturfertigung zu wagen, sich auf die Veredlung hochwertiger Qualitätsgläser zu konzentrieren, auf Perfektion im Handwerklichen zu setzen und dadurch eine Nische zu finden. Zusätzlich zu einer ausgesuchten Kollektion boten sie auch Einzel- und Sonderanfertigungen an. Sie fertigten handsignierte Unikate und Sammlerstücke und führten damit die Familientradition der Glasveredlung fort, da die Glasmaler und Graveure der Glasfamilie Pfohl für exklusive und künstlerisch hochwertige Glasgestaltung jahrhundertelang einen Namen hatten. So erhielt der Betrieb Auftragsarbeiten von Kunstgewerbe- und Antiquitätengeschäften, die sich wie z. B. Brodsky & Sovak Inc. auf der Fifth Avenue in New York ausdrücklich auf den Graveur Karl Pfohl und dessen berühmte Pferdegravuren oder auf die Glasmaler Josef Pfohl und Alexander Pfohl sen. und jun. bezogen. Und die Firma Heiligenthal Imports, sehr gute und lange Kunden in Austin und Dallas in Texas, legten Wert darauf, dass die Gläser handsigniert waren und dass Walter Herrmann und Brigitte Herrmann-Pfohl ein Exposé über ihre Ausbildung und ihre Familientradition für deren Kunden hinzufügten. Der Betrieb beschäftigte zwischen 15 und 20 Fachkräften, die teilweise im Betrieb selbst oder in Heimarbeit arbeiteten.

In den 60er und 70er Jahren boomte der Export, die Hadamarer Glasbetriebe lieferten in alle Kontinente. Beispielhaft sehen Sie das in der Ausstellung an den Briefen aus aller Welt an die Firma Walter Herrmann.

Wegen der Erkrankung einer Fachlehrerin fiel in der Glasfachschule in Hadamar der Unterricht für Glasmalerei aus und man bat Walter Herrmann um Aushilfe. Dies führte 1978 zu einer Festanstellung als Fachlehrer für Glasmalerei. Der Familienbetrieb existierte unter Leitung von Brigitte Herrmann-Pfohl weiter und wurde erst zeitgleich mit Beginn der Rente des Ehepaares 1991 als letzter Betrieb der Hohlglasveredlung aufgelöst.

Die Glasveredlungsbetriebe hatten sich trotz der schwierigen Lage in der gesamten Glasbranche, die seit Jahren unter Preisdruck und internationaler Konkurrenz litt, bis in die 80er Jahre zunächst gut behaupten können, was nicht zuletzt auch an unternehmerischen Entscheidungen der Glasfabrikanten lag.

Um mit der Konkurrenz aus Osteuropa mithalten zu können, setzte die Firma Wittig als Unternehmensstrategie auf kostensparende Arbeitsverfahren in Glasveredlungstechniken. Angesichts der zunehmend geringer werdenden Wertschätzung für kostenintensives Kunsthandwerk bei breiten Käuferschichten nutzte man hüttentechnisch automatisierte Dekore, Siebdruck statt aufwendige Malerei, Flachgravur mit Sandstrahltechnik. Aus Kostengründen kaufte man Rohglas aus Portugal und Rumänien und fertig gekugelte Produkte aus Russland. So konnte Gerd Wittig aus einem Lager einer russischen Glashütte in Saint Louis gekugelte Vasen zu einem Stückpreis von 35 DM pro Stück erwerben, während in Deutschland das Rohglas bei Taube bereits 35 DM kostete und dann noch der Lohn für die handwerkliche Arbeit des Schleifers hinzugekommen wäre.  Wegen der vorwiegend manuellen Betriebsabläufe und gestiegener Lohnkosten bei sehr kostenintensiven Veredlungstechniken an den Glasprodukten sei die Wettbewerbsfähigkeit sehr schwierig gewesen, so Gerd Wittig.

Außerdem verfuhr der Betrieb zweigleisig. Zum charakteristischen Sortiment der Firma gehörte neben dem Kunstglas als zweites Standbein der gehobene Andenkenbereich. 

Gerd Wittig hat mir in diesem Zusammenhang von einem spektakulären Auftrag berichtet. Noch in den 80er Jahren habe auf der Wiesbadener Souvenirmesse ein amerikanischer Messebesucher ein Angebot über verschiedene Andenkengläser für den Katalog für die amerikanischen Streitkräfte in Deutschland gebeten.  Gefragt waren Bierseidel, Römer, Likörgläser und Aschenbecher mit unterschiedlichen deutschen Städte- und Landschaftsmotiven. Auf das Angebot der Firma Wittig nach den konkreten Vorstellungen des Kunden sei zunächst keine Reaktion erfolgt. Doch dann habe völlig überraschend eine Frau Wohlrab, Sekretärin in der Hauptverwaltung der amerikanischen Streitkräfte in München, angerufen und einen Auftrag über 450.000 DM erteilt.  

Von 1985-1987 betrieb die Firma Wittig den Abverkauf ihres Bestandes an Glasartikeln, und der Kugler Franz Oppelt führte in einem Werkstattraum der Firma Auftragsarbeiten aus. 1987 wurde die Firma aufgelöst.

Auch die Firma Fabich reagierte auf die veränderte Nachfrage. Die Firma hatte sich schon in den 50er Jahren zu 99 Prozent auf die Veredlung von Beleuchtungskörpern konzentriert und lieferte vor allem an Großkunden in die USA und Kanada, nach Südamerika und Südostasien Kronleuchter, handgeschliffene Lüster und Tischleuchter.  In Nordamerika und Kanada hatte die Firma laut Peter Fabich 100 Großkunden, in Südamerika und Südostasien 20. Kunden waren auch Scheichs aus arabischen Ländern.

Wegen der hohen Einfuhrzölle in Amerika lieferte die Glasraffinerie nur die geschliffenen Glasteile der Kronleuchter an Leuchterfabriken, die Gestelle stellten diese selbst her und verkauften sie an große Warenhausketten. Oft orderten die Leuchterfabriken große Stückzahlen, zum Beispiel zwei Modelle á 20.000 Stück. Insgesamt bot die Firma 16 unterschiedliche Modelle an. Allerdings konnte die Firma einen Erstauftrag aus Chicago über Opalleuchten nicht ausführen, weil drei Glashütten dicht gemacht hatten und das dazu benötigte Rohglas nicht mehr zu bekommen war. Die Firma Fabich bestand bis 1997. Nach dem Tod der Inhaberin Marianne Fabich löste Peter Fabich die Firma auf.

Ende der 90er Jahre existierte kein Glasveredlungsbetrieb mehr in Hadamar. Der Wirtschaftszweig des Glashandwerks in Hadamar erlosch damit.

Ein veränderter Zeitgeschmack, die Präferenz für undekorierte Gläser, die Billigkonkurrenz aus dem Ostblock, die zunehmende Automatisierung, der fehlender Nachwuchs für die Veredlungstechniken sowie die fehlende Wertschätzung kostenintensiver kunsthandwerklicher Glasveredlung - all das waren Gründe für das Ende dieses Wirtschaftszweiges in Hadamar.

Was bedeutete das für die „Glasstadt“ Hadamar?

Die Glasstadt Hadamar lebt weiter in der Glasfachschule, dem Glasmuseum und vor allem in den Glaskünstlern, ehemaligen Lehrern und Absolventen der Glasfachschule, wie zum Beispiel der Glasschleifer Anton Friedrich, dessen einzigartige Handwerkskunst sie am Beispiel seiner Glasnetzbecher in der Ausstellung sehen können.

Ich würde mir aber wünschen, dass diese Sonderausstellung keine einmalige Aktion bleibt, sondern dass die Aufbauleistung der Glasraffineure, die Hadamar überregional bekannt gemacht haben und die letztlich auch die Glasfachschule nach Hadamar gebracht haben, dauerhaft gewürdigt wird, vielleicht in Räumen des Stadtmuseums anlässlich der 700 -Jahrfeier im Jahr 2024. Ich bin mir sicher, auch im Namen der Nachkommen der Firma Wittig und Fabich zu sprechen.

Abschließende Bemerkungen und Übergabe des Glasmedaillons

Ich komme zum Schluss zurück auf die Ausführungen zu Beginn des Einführungsvortrags.

Es ist die Geschichte des Glases, die Hadamar untrennbar mit Haida, dem heutigen Nový Bor, und Tschechien verbindet, und es ist von entscheidender Bedeutung, von der durch Spannungen und Konflikten gezeichneten Geschichte zu einem Miteinander, einer Aussöhnung zu kommen. Es war meiner Mutter eine Herzensangelegenheit, dazu beizutragen. Sie hat schon früh, lange vor Beginn der Entspannungspolitik, den Kontakt zu ihrer früheren Heimat, zu Freunden und den Leiterinnen des Haidaer Glasmuseums, gesucht und das Museum bei der großen „Ausstellung zu der Glasfamilie Pfohl“ unterstützt. Auf ihre Initiative hin ist der Bürgermeister der Stadt Hadamar zu dieser Ausstellung von dem Haidaer Bürgermeister eingeladen worden. Sie ist somit die „Initiatorin und Vermittlerin geworden, um einen engeren Kontakt zwischen unseren Städten, die durch eine gemeinsame Geschichte verbunden sind, herzustellen“, so die Worte des Bürgermeisters von Nový Bor, Jaromir Dvořák 

Als ein Symbol dieser Aussöhnung möchte ich dem Glasmuseum das von Jiři Harcuba gravierte Glasmedaillon überlassen. Jiři Harcuba, ein berühmter tschechischer Graveur und Schüler meines deutschen Großvaters, hat dieses Medaillon mit dem von ihm eingravierten Loblied auf das Glas meiner deutschen Mutter als Zeichen ihrer Freundschaft und ihrer gemeinsamen Verbundenheit in der Leidenschaft für den Werkstoff Glas geschenkt. Dieses Loblied auf das Glas möchte ich zum Abschluss vorlesen und übergebe dann mit dem Medaillon auch den vergrößerten Text in tschechischer und deutscher Sprache dem Trägerverein des Glasmuseums. 

Text auf dem Glasmedaillon:

„Glas –

aus Feuer und Schweiß

ist versteinerte Bewegung – Glas:

Schönheit, die der Mensch erschafft,

Schönheit, die von altersher entzückt.

Ich singe kein überschwengliches Lob

den teuren Edelsteinen 

noch goldenem Blech,

                      aber dem Glas!“

 

(Text auf dem Glasmedaillon, graviert von Jiři Harcuba, Schüler von Alexander Pfohl jun.)

 

 

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Angelika Krombach, geb. Herrmann

 

Anmerkungen:

 1. Schebek, Edmund, Einleitung o.S.

 2. Pittrof, Kurt, S. 9 

 3. vgl. Spiegel, Walter, S.15-17 und Pittrof, Kurt, S.98ff

 4. vgl. Sommer, Carmen, S.137 ff

 5. Sommer, Carmen, S.146

 6. Ricke, Helmut, S.86

 7. Müller, Heribert, S.23

 8. vgl. Sommer, Carmen, S.159 ff

 9. Müller, Heribert, S.75

10. vgl. Müller, Heribert, S. 79

11. Müller, Heribert, S. 33, S.41ff

12. Müller, Heribert , S.75

13. Zumpe, Harald, Teil 1

14. Ransova, Evá , S. 84f

15. Sommer, Carmen, S. 220 und Dokumentation, S. 77

16. Dönch, Christa, zitiert von Udo Dönch in einer Mail vom 16.11.2021

17. Sommer, Carmen, S. 221 und Müller, Heribert , S. 57

18. Meltzer, Hanns, S.249 und Müller, Heribert, S.73

19. Müller, Heribert, S.18

 

Quellen:

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Georg Höltl und das Passauer Glasmuseum (Hrsg.), Das Böhmische Glas 1700-1950, Band I-VII, Passau

Gespräch mit Annika Gärtner, Handwerksrolle Handwerkskammer Wiesbaden

Gespräch mit Eva Diblik, Glasmalerin in der Kunstgewerblichen Glasveredlung Walter Herrmann

Gespräch mit Harald Merz, Betriebsleiter der Glashütte Limburg

Gespräch mit Harald Zumpe, Sohn des Glasmalers Zumpe bei der Glasraffinerie Meltzer&Tschernich und Autor der Artikel über die Glasgeschichte Hadamars

Gespräch mit Udo Dönch, Enkel von Herrn Otto Fischer, Geschäftsführer der Hessenglas GmbH

Gespräch mit Wolfgang Hofmann, ehemaliger Abteilungsleiter der Glasfachschule Hadamar und Vorstandsmitglied des Trägervereins des Glasmuseums Hadamar

Gespräche mit ehemaligen Inhabern der Glasveredlungsbetriebe oder ihren Angehörigen, u.a. mit Brigitte Herrmann-Pfohl, Hanns Meltzer, Peter Fabich und Gerd Wittig

Glasmuseum, Organisation der Stadt Nový Bor, Auf den Spuren des Glasmacherhandwerks in Nový Bor, Nový Bor. 2. überarbeitete Ausgabe 2017

Hais, Rudolf, Böhmisches Glas im Wandel der Zeit. Vom Mittelalter bis zur Gründerzeit, Frauenau 2015

Hartmann, Carolus, Das Glas im Raum Haida und Steinschönau, Stuttgart o.J.

Heinrich, Dr. Ing. Walter, Die Entstehung der Schule, Skript zur Eröffnung der Glasfachschule Hadamar   

Herrmann Pfohl, Brigitte, Dokumentation über die Vorfahren der Glasgestalterfamilie Pfohl in Böhmen, Hadamar 2002

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Hofmann, Wolfgang, Warum in Hadamar ein Glasmuseum entstand in: Deutsche Umschau Nr.2, 2019, S.20-21

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Zumpe, Harald, Wie das Glas nach Hadamar kam, Artikelserie in der NNP, April 2014, Glasstadt Hadamar. Teil I: Begegnung am Bahnhof Limburg, Warum die böhmischen Glas-Experten ausgerechnet nach Hadamar kamen.

ders,: Der lange Weg zur Fachschule, Glasstadt Hadamar, Teil II: Wie die Neubürger und ihre Firmen sich in der Stadt etablierten

ders.: Teil III: Goldene Zeiten für Hadamarer Glas, In den 60er und 70er Jahren florierte die Glasveredlung

ders.: Teil IV: Kunstwerke aus Glas, Alexander Pfohl

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